Samstag, 17. Dezember 2016

Shaykh Hamza Yusuf über die Spiritualität von Essen



Shaykh Hamza Yusuf über die Spiritualität von Essen

Veranstaltung; Sacred Relationship: Sacred Earth, Sacred Self (ft. Shaykh Hamza Yusuf & Rabbi Joe Rapport)

Frage: Meine Frage ist zu Spiritualität und Essen. Der Koran spricht viel über das Verzehren von ḥalāl gekoppelt mit dem Wort ṭayyib. Können sie erklären was ṭayyib  in unserer heutigen Kultur bedeuten würde und wie der spirituelle Effekt beim Konsumieren von künstlichem Essen ist?

Antwort von Shaykh Hamza Yusuf: Also, nur um eine weitere Tradition zu erwähnen: In einigen buddhistischen Traditionen musste der Koch des Klosters erleuchtet sein, sie haben nicht einfach jeden in die Küche gelassen. In der islamischen Tradition gibt es eine gesamte Sitte über das Zubereiten von Essen und über die Absicht des Kochs. Bei meinen Lehrern fassten die Personen die kochten immer die Absicht, dass das Essen eine Heilung sein soll. Eines der Dinge, die in unserer Kultur sehr interessant ist, ist dass wenn man in ein Restaurant geht, sagt man enjoy. In traditionellen Kulturen würden sie so etwas Ähnliches niemals sagen, sie würden sowas sagen wie salute – „mit Gesundheit“. In der arabischen Kultur sagt man „Mit Gesundheit und Wohlergehen“, was uns an den Sinn von Essen erinnert. Es ist (auch) da um es zu genießen, Genuss ist ein Teil davon. Es ist wunderschön, dass Essen so genussvoll ist, dies ist aber nicht der Grund warum du eigentlich isst, das ist der Grund warum der Vielfraß es tut. Aber jemand, dem es ernst ist seine Gesundheit zu bewahren, isst für Gesundheit. 

Wir graben uns wortwörtlich mit unseren Zähnen unsere Gräber. In unserer Kultur bringen wir uns mit dem Essen, das wir essen im wahrsten Sinne des Wortes, um.

Ich würde annehmen, dass alle traditionellen Menschen Essen gegessen haben mit dem Wissen worum es beim Essen geht, dies ist auch worum es in der kaschrut und ḥalāl Tradition geht. In unseren (islamischen) Tradition ist es dir nicht erlaubt ein Tier im Angesicht eines anderen Tieres zu töten. In unserer Zeit ist es vertretbar, dass das Essen von Fleisch unethisch ist, außer du lebst auf einem Bauernhof.
Es gab einen interessanten Artikel über einen Mann welcher sich dazu entschied für ein Jahr nur das zu essen was er selbst geschlachtet hatte. Als er das Schaf kaufen wollte, sagte er: "Ich glaube diesem Schaf gebe ich den Namen (eng.) "Zeke" und der Schäfer erwiderte: "Gib es keinen Namen, denn du wirst anhänglich werden.“ Dennoch entschloss er sich dem Schaf einen Namen zu geben und was er erzählte war, dass ihn die Dankbarkeit gegenüber dem Tier, am meisten traf als er es aß. In unserer Tradition gibt es den Glauben, dass das Tier Kraft für gute Taten sein möchte, dadurch dass es ein Teil eines rechtschaffenen Menschen wird, wird es zu einem höheren Zustand erhoben: Von einem Tier, dass keine eigenen freien Willen besitzt, was lediglich entsprechend seiner eigenen Natur handelt, zu einem Teil eines Menschen mit freiem Willen. Und das Tier hasst es für Missetaten missbraucht zu werden. Diese Kosmologie, welche sich wahrscheinlich romantisch anhört, ist real. Ich habe Menschen getroffen die so Leben. Meine Frau tut dies, sie kocht mit dieser Absicht. Wenn ich koche, dann koche ich mit dieser Absicht. Wenn ich Essen serviere, dann serviere ich mit dieser Absicht. 

Ich erzähle euch nur eine kleine, kurze Geschichte. Ich habe ein Freund, welcher Tee-Experte ist und nur bestimmte Teesorten trinkt. Und in England ist PG Tips die schlechteste Teemarke und er ging zum Haus eines Freundes von mir und ich kenne beide. Und es war Teatime und die Engländer nehmen sowas sehr ernst. Und der Gastgeber hatte nur PG Tips bei sich zuhause und er dachte sich: „Oh mein Gott, er wird merken, dass es schrecklicher Tee ist.“ Und er erzählte mir, dass er ein Bittgebet über den Tee sprach und sagte: „Oh Gott, mach dies köstlich für meinen Freund.“ und er ging zurück, schenkte den Tee ein und nachdem der Gast den Tee trank, sagte er: „Weißt du was? Ich glaube, das war die beste Tasse Tee, die ich je in meinem Leben getrunken habe.“ Hinter diesen Dingen steckt eine eigene Realität und wir erkennen nicht die Kraft der Absicht. Das arabische Wort nīya welches Absicht bedeutet, bedeutet ebenfalls Saat. Viele von uns tun Dinge ohne Absicht. In unserer Tradition dreht sich alles um die Absicht und das ständige Hinterfragen warum ich das tue, um unsere Absichten zu prüfen.

Übersetzt von Samed Gülnur

Donnerstag, 6. Oktober 2016

Appell zum Umweltschutz von Shaykh Dr. ʿUmar Fārūq ʿAbd Allāh



Appell zum Umweltschutz
von Shaykh Dr. ʿUmar Fārūq ʿAbd Allāh

Ein Ausschnit aus einem Vortrag im Rahmen der Veranstaltung "Living Right With Earth" in Kuala Lumpur.

Es gibt viele Verbrechen in der modernen Welt (die begangen werden) und wir sind uns über die Verbrechen gegen die Menschheit bewusst, unglücklicherweise sind wir uns nicht ausreichend bewusst über diese Verbrechen. Vielleicht ist in den Augen Gottes das größte Verbrechen von allen - oder mit Gewissheit eines der größten Verbrechen - die Tyrannei der Menschen an den Tieren und an der Umwelt. Wenn du dir die Tiere in den Mastparzellen anschaust oder die Hühner die in diesen großen Häusern sind und niemals die Sonne sehen. Ihre Augen rufen zu dir "Kannst du nicht etwas für mich tun?" und Ihre Augen rufen zu Gott "Dies ist nicht das wofür ich geschaffen wurde!".

Die Hühnerindustrie ist die unethischste von allen. Die Menschen die diese Hühnerindustrie betreiben haben für gewöhnlich keine Bedenken was Ethik betrifft. Vielleicht findet man so eine Art bei den Menschen der Schafsindustrie, welche normaler weise die besten sind und nach ihnen kommen die Rinder. Die schlimmsten sind diejenigen die in der Massenproduktion von den sogenannten Superchicken beteiligt sind.

Du kommst nicht von dieser Welt, wenngleich du von Erde geschaffen wurdest. Du kommst aus dem Garten des Paradieses, dein Vater Adam und deine Mutter Eva wurden dort geschaffen und verheiratet. Dies ist deine ewige Heimat, dies ist dein Garten, dies ist der Ort an den wir zurückkehren werden. 

Diese Welt ist schön, imposant und ist auch ein Garten. Wessen Garten ist es? Es ist der Garten der Tiere! Gott erschuf diese Welt als Garten für die Tiere und als Heiligtum der Pflanzen und sie haben ein Recht, das viel größer ist als dein Recht. Sie leben in einer bestimmen Art und Weise in dieser Welt, die barmherzig, natürlich und gerecht ist.

Im islamischen Recht haben wir die Rechte der Menschen und wir haben die Rechte Gottes und das was man in der westlichen Kultur als Menschenrechte bezeichnet, sind eigentlich die Rechte Gottes, denn sie sind nicht verhandelbar. Ebenso haben wir im islamischen Recht das Recht der Tiere und der Nutztiere. Du darfst sie nicht mit etwas füttern für das sie nicht geschaffen wurden. Du darfst nicht ihre Schnäbel abschneiden und du darfst sie nicht in Mastparzellen quetschen wo sie in stinkenden Schlamm leben und mit Antibiotika abgefüllt sind, damit sie nicht sterben bevor sie ins Schlachthaus kommen.

Wasser ist im islamischen Recht heilig. Du reinigst dich durch Wasser, Gott erschuf alles was lebendig ist aus Wasser. Es ist dir durch das prophetische Gesetz nicht erlaubt Wasser zu beschmutzen - es ist nicht erlaubt! Die Bäume und Pflanzen verherrlichen Gott und wir müssen sie achten und beschützen. Es gibt ein Feuer, das einen Teil der Menschheit erwartet, nämlich diejenigen, die diese und andere Vorgaben von Gott verletzen. Der Garten und das Feuer sind wahr!

Wir möchten zurückkehren zu unserem Garten und wir möchten diese Erde nicht zu unserem Paradies umwandeln und es dabei durch unseren absurden Konsum, welcher vollkommen idiotisch ist, zu einer Hölle für die Pflanzen gestalten. Wir sind uns Bewusst, dass wir die Erde vernichten und dennoch machen wir weiter und wir können offensichtlich nicht damit aufhören. Diejenigen die diese Welt in eine Hölle für Tiere verwandeln, werden einen enormen Preis zahlen müssen.

Die Islamische Zivilisation war eine der, wenn nicht die Umweltbewussteste Gemeinschaft, die jemals auf der Erde gelebt hat. Sogar unsere Architektur ist immer tektonisch, sie passt sich der Umgebung an. Wir wollten nicht einen Berg abbauen oder einen Hügel verändern den Gott erschuf. Alles was wir machten war tektonisch, es passte sich der Erde an. 

Obwohl es unbeschreiblich schön war, deutete es immer zu den Himmeln, zu den Bäumen, auf die Erde, auf das Wasser und auf die Berge, wenn sie da waren. Wohingegen viele der modernen Architekturen zu sich selbst zeigen "Hier bin ich! Schau mich an!". Schau dir diesen satanischen und dämonischen Turm in Mekka, ein Ausdruck von: "Schau mich an! Schau mich an, wie großartig ich bin und groß ich bin". Dies ist nicht unser Weg, dies ist der Weg des Antichristen.
  
Von Samed Gülnur 

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=_WM6RKoFU68

Donnerstag, 19. Mai 2016

Nachhaltigkeit und Ressourcen – Sei kein Osterhase!


Ich gehe in den Supermarkt. Die Importwaren stehen schon zum Kauf bereit. Äpfel aus Italien, Tomaten aus Holland, Gurken aus Indien. Warum werden bestimmte Lebensmittel importiert, wenn sie doch auch in Deutschland wachsen? Sind wir auf Versorgung aus anderen Ländern angewiesen?

Zuhause schaue ich aus dem Fenster. Ich sehe Straßen, Autos, Häuser. Beton, Beton, Beton, soweit das Auge reicht! Hin und wieder erblicke ich auch ein paar eingezäunte Bäume und eine kleine Grasinsel zwischen den vielen Autos. Es wohnen viele Menschen hier. Wir alle wohnen übereinander, nebeneinander. Gebäude neben Gebäude. Gestapelt wie Lagerware.
Hier kann mit Sicherheit kein Gemüse mehr angebaut werden.

Was wäre, wenn wir nicht mehr mit Ressourcen aus dem Ausland versorgt werden? Was wird aus all diesen Menschen? Wie gehen wir mit unseren eigenen Ressourcen um? Würden sie für uns alle ausreichen, wenn wir von dem Rest der Welt abgeschottet wären?


Salamu aleikum alle zusammen!

Mona Shirin hier mit einer neuen Rubrik. Das Thema ist Nachhaltigkeit im Alltag!

Noch haben wir es hier einfach. Wir müssen unsere Nahrungsmittel nicht selbst anbauen, um zu überleben. Wenn uns kalt ist drehen wir in Handumdrehen die Heizung auf. Ganz Selbstverständlich schreiben wir jeden Tag auf Papier und benutzen zum Hände abtrocknen Papiertücher. Wir tanken unsere Fahrzeuge mit Erdöl und schwuppdiwupp fahren sie wieder.



Woher stammen all diese Dinge, die im Alltag so selbstverständlich für uns sind? Sind sie auch für andere Menschen so selbstverständlich zugänglich? Werden uns diese Ressourcen ewig zur Verfügung stehen?

Die Antwort ist nein!

Ressourcen sind etwas Kostbares. Sie sind ein Geschenk und eine Gnade von Allah (s.w.t), um unsere Grundbedürfnisse nach Nahrung, Wärme und Schutz zu stillen. Jedoch gibt es bestimmte Kapazitäten für den Ressourcenverbrauch. Der Rückgang der biologischen Vielfalt, welcher mit der Industrialisierung startete, ist ein Zeichen dafür, wie ineffizient – und ungleichmäßig verteilt wir unsere natürlichen Ressourcen nutzen. Wir beuten die Natur regelrecht aus.
Das daraus resultierende Artsterben und die Zerstörung natürlicher Lebensräume fallen am Ende auf uns alle zurück.


Johannes Barth  / pixelio.de

 
Katharina Wieland Müller  / pixelio.de



Mal ehrlich, Maßlosigkeit hat Konsequenzen!



Hierzu ein kleines Beispiel :
Habt ihr jemals von den Osterinseln gehört? Wahrscheinlich hat der ein oder andere schon einmal das berühmte Bild der riesigen Steinstatuen auf einer weiten Grasfläche gesehen (Vielleicht war es als Wallpaper auch schon einmal auf deinem Desktop ;-)) . Errichtet für die Ewigkeit, haben sie ihre Erbauer überdauert.
Es heißt, dass die Einwohner der Osterinseln für den Transport der massigen Statuen ihre Wälder rodeten, bis nichts mehr übrig blieb. Die Folgen waren fatal. Keine Nahrung, keine Wärme, kein Obdach. Die Einwohner waren gefangen auf einer Insel, auf der es keine Ressourcen mehr gab. Nicht einmal Boote für die Flucht konnten erbaut werden Der starke Hunger trieb die Menschen schließlich in den Kannibalismus.
Nur die düster dreinblickenden Statuen, als Mahnmal für die Menschheit, erinnern noch an das Schicksal der einstmaligen Osterinselbewohner.


Claudia Huldi  / pixelio.de



Na, ist Naturschutz immer noch nur etwas für „Ökos“ ? ;-)

Ob wir es nun wollen, oder nicht, das Thema natürliche Ressourcen betrifft uns ALLE. Gerade wir, als Muslime und Bewohner der Industrieländer, sind ständig dazu angehalten mit Bedacht zu konsumieren. Was kann man schließlich als Otto Normalverbraucher und Nicht-Politiker anderes tun? Ist es nicht traurig, dass wir die Nahrung von Menschen essen, die diese in ihren Heimatländern selbst am dringendsten benötigen?

In den nachfolgenden Artikeln möchte ich gemeinsam mit euch herausfinden, was wir im Alltag für den Erhalt unserer Ressourcen tun können.


Mit den besten islamischen Grüßen

eure Mona Shirin

Mittwoch, 30. März 2016

Vereint im Islam 2016


Salam und moin moin!


Am Samstag war ich beim 5. Vereint im Islam Event in der schönen Hansestadt Hamburch 😉. Dort habe ich für euch ein wenig „herumgestöbert“ und bin auf ein paar tolle Dinge aufmerksam geworden.

Die Tür geht auf, ich trete herein, ein Willkommenstütchen (Wohlgemerkt aus Papier ;-)) wird mir von einer netten Helferin überreicht. Überall stehen Menschen, die aufgeregt ihre Programmhefte durchblättern. Im Foyer duftet es bereits nach leckerem Essen. Wobei meine Nase noch andere wohlige Gerüche wahrnimmt. Neugierig trete ich in die Halle mit den Verkaufsständen. Hier entdecke ich einen Stand mit handgemachten Naturseifen aus Schwarzkümmelöl und Meersalzen, einen  Stand mit reinen Parfumölen und einen weiteren, welcher Schwarzkümmelöl, sowie Honig aus ökologischer Bienenhaltung anbietet. Woooow!



Nach einer kurzen Erkundungstour im „Bazar“ geht es zurück ins Foyer. Hier entdecke ich Nour Energy. Gleich daneben versammelt sich eine Gruppe Frauen um einen Stand, welcher auch  meine Aufmerksamkeit erregt. Auf dem Banner, umringt von Begriffen wie Qualität, Made in Germany, sozial, Schönheit Natur, Innovation, Bio, lese ich den Schriftzug Al Balsam- natural halal cosmetics. Beim näheren Herantreten lächelt mir das Halal Siegel, eingemummelt zwischen Vegan- und Biosiegel entgegen. Auf dem Tisch präsentiert ein, mit Rosen bestücktes, Tablett Bio- Arganöl und Rosenwasser.  Hinter dem Tresen blicke ich in die freundlichen Gesichter zwei netter Damen.
 



Julia Fritz (Siehe Foto links), die Gründerin von Al Balsam, erklärt mir die Besonderheiten ihrer Produkte. So ist das Arganöl (sowie auch die anderen Produkte) nicht mit anderen Ölen, oder berauschenden bzw. schädigenden Chemikalien vermengt, sondern ist zu 100% rein. Das Rosenwasser, welches bei vielen Firmen nur ein Nebenprodukt der Rosenölgewinnung ist, sei durch ein gezieltes Destillationsverfahren viel intensiver, da der Ölanteil im Rosenwasser enthalten bleibt. Die Qualität sei dadurch unvergleichlich. Die Produkte von Al Balsam sind nicht nur aufgrund der Qualität als Halal zu bezeichnen, sondern Punkten auch auf sozialer Ebene, da alle Produkte fair gehandelt sind. Somit ermöglicht die Herstellung, vielen Familien finanzielle Sicherheit.
So wird  z.B. das Rosenwasser von der Frauenkooperative ‘Zur Entwicklung der Familie -Dates -Tal‘ in Marokko hergestellt. Zudem fließt von jedem verkauften Produkt 1€ in die Syrien-Hilfe. Da wir Muslime aber auch dazu angehalten sind Tiere fair und mit Güte zu behandeln, sind die Produkte von Al Balsam auch frei von tierischen Inhaltsstoffen sogleich auch Tierversuchsfrei. Auch unsere Umwelt wird geschont, da die verwendeten Inhaltsstoffe  größtenteils aus biologischem Anbau stammen und die Behälter recycelbar sind.

Wer noch mehr darüber erfahren möchte, was denn nun genau Kosmetik Halal macht, kann auf der Website von Al Balsam näheres erfahren. Hier erfahrt ihr Genaueres über die verschiedenen Produkte.

„Wir Muslime müssen anfangen unsere eigenen Produkte herzustellen.“, so Julia Fritz in ihrem Workshop Halal & Fair. Denn nur so könne dem Verzifizierungsschindel entgegen getreten - und dafür gesorgt werden, dass Produkte auch wirklich den Ansprüchen, der islamischen Lebensweise entsprechen. 
 Von Muslimen für Muslime, so lautet die Devise.
 
Wäre es nicht schön, wenn man heutzutage ohne Bedenken und mit allem Drum und Dran auf das Halal-Siegel vertrauen könnte?
Ich finde schon!
Natürlich möchte auch ich mich von echter Halal-Qualität überzeugen und habe prompt das Rosenwasser als Testprodukt mitbekommen. Ihr könnt euch also  inshaallah auf einen Testbericht von mir freuen!
Ihren Vortrag schließt Julia Fritz mit den wunderschönen Worten unseres geliebten Propheten (Friede und Segen auf ihm) ab:
"Sei wie die Biene im Diesseits: Wenn sie isst, isst sie Reines; wenn sie speist, speist sie Reines und wenn sie sich [an einem Platz] niederlässt, so beschädigt sie nicht, noch zerkratzt sie etwas."
— Imam Ibn al Qayyim [Gest. 751 n.d.A] رحمه الله.

Insgesamt habe ich das Event sehr genossen. Neben den vielen sozialen Organisationen, wie z.B.  Islamic Relief, freut es mich sehr zu sehen, dass so viele Muslime sich für den Umweltschutz  engagieren.

Ich freue mich schon auf nächstes Jahr!

Eure Mona  Shirin

Samstag, 12. März 2016

Helal Schlachten im Islam – Was muss ich wissen?

Im Rahmen der Diskussionsrunde “Sind Muslime Tierschützer?” mit Dr. Haferbeck von PeTA e.V. erschienen auf juma-projekt.de. 

Von Samed G.

Tiere im Islam


Ähnlich wie Menschen besitzen Tiere eine Seele und haben fünf Sinne, somit können sie Schmerz und Genuss empfinden. Aufbauend darauf könnte man davon ausgehen, dass es dem Menschen verboten sein sollte, das Fleisch von Tieren zu verzehren. Das islamische Gesetz, mit dem der Gesandte Allahs (s) kam, unterscheidet zwischen dem Konsum von Tieren und dem von anderen Arten der Nahrung. Aus den Offenbarungsquellen geht hervor, dass Allah der Allerhabene gestattet, das Fleisch von bestimmten Tieren unter Berücksichtigung von vorgeschriebenen Regelungen und Bedingungen zu verzehren. Im Umkehrschluss bedeutet dies gleichzeitig, dass das Schlachten im Islam weder eine willkürliche noch banale Angelegenheit ist. Vielmehr ist es eine Form des Gottesdienstes. Beispielweise ist das sogenannte Opferfest (ʿĪdu l-Aḍḥā) dazu da, an die vollkommene Ergebung Abrahams (Friede sei über ihm) zu gedenken, als ihm befohlen wurde, seinen Sohn zu opfern und Allah ihm als Erleichterung ein Schaf sandte.1 Das Opfern eines Tieres ist Darstellung und Beweis der absoluten Gehorsamkeit des Menschen gegenüber Allah. Er ist ein Diener Gottes, welcher, ohne einen Moment zu zögern, den Befehlen Folge leistet – auch wenn diese auf seinen Besitz beziehen oder gar sein Leben betreffen.
Nichtsdestotrotz beinhaltet Fleischkonsum keine religiöse Verpflichtung. Im Islam ist eine vegetarische, gar vegane Ernährungsweise mit der richtigen Absicht erlaubt und gestattet. Dies allerdings aus der Überzeugung heraus zu tun, dass Verzehr und Schlachtung von Tieren verboten ist bzw. sein sollte, ist nicht erlaubt.2 Desweiteren aß der Gesandte Allahs (s) auch Tierfleisch, dementsprechend kann Fleischverzehr aus islamischer Glaubensüberzeugung nicht verboten werden.3 Denn Allah der Allerhabene sagt:

„Er ist es, Der für euch alles, was auf der Erde ist, erschuf (…)“ – al-Baqara [2:29] Übersetzung: Bubenheim
„Was ist mit euch, daß ihr nicht von dem eßt, worüber Allahs Name ausgesprochen worden ist (…)“ al-Anʿām [6:119] Übersetzung: Bubenheim

Verletzen von Tieren


Somit ist der spirituelle Aspekt des Schlachtens, Gott zu gedenken, mit seiner Erlaubnis und um seines Willens wegen zu schlachten.4 Denn im Islam ist das grundlose Töten von Tieren ohne Nutzen. Auch das Töten und Jagen aus Spaß- und Unterhaltungszwecken ist verboten und sündhaft. Dieses Verbot gilt für alle Tiere, für die zum Verzehr erlaubten sowie für die zum Verzehr verbotenen.5

„Der Gefährte aš-Šarid (Möge Allāh mit ihm zufrieden sein) berichtet, dass er den Gesandten Allahs (s), sagen hörte: ‚Wenn jemand aus Sinnlosigkeit einen Spatz tötet, so wird es Allah den Allerhabenen am Tage des Jüngsten Gerichts anrufen: ‚Oh Herr! Soundso tötete mich aus Sinnlosigkeit und nicht für einen nützlichen Grund.‘6
(Sunan an-Nasāī 4446. Ṣaḥīḥ Ibn Ḥibbān 5894 und Musnad Aḥmad 4/489)“

„Ebenso überliefert ʿAbd Allāh ibn ʿUmar (Möge Allah mit ihm zufrieden sein), dass er an einer Gruppe von Menschen vorbei ging, die eine Henne gefesselt hatten und auf sie schossen. Als sie ibn ʿUmar (Möge Allāh mit ihm zufrieden sein) sahen, flohen sie und Ibn Umar (Möge Allāh mit ihm zufrieden sein) sagte: ‚Wer tat dies [der Henne an]? Der Gesandte Allahs (s) verfluchte diejenigen die so etwas tun.‘ In einer anderen Überlieferung sagte er: ‚Allah verflucht diejenigen die so etwas tun. Wahrlich der Gesandte Allahs (s) verfluchte diejenigen, die etwas was eine Seele besitzt, als Ziel benutzen.’ (Ṣaḥīḥ Muslim 1958)“7

Das Verbot geht soweit, dass der šāfiʿītische Imām Ibn Ḥaǧar al-Haitamī (Möge Allah mit ihm erbarmen haben) das unzulässige Schaden von Tieren, wie das Schlagen, welches Schmerzen verursacht ohne einen vernünftigen Grund, zu den großen Sünden zählte.8 Auch beim Vernichten von Schädlingen und beim Töten von Tieren, die eine Gefahr für Besitz und das eigene Leben darstellen, sollte mit großer Mühe versucht werden, den Schmerz so gering wie möglich zu halten. Tötungsmethoden, die zu einem langsamen und qualvollen Tod führen, sind verboten, ebenfalls das Verbrennen.9

Als grundsätzliche Maxime dient folgende Überlieferung: „Abū Huraira überliefert, dass der Gesandte Allahs (s) sagte: ‚Füg der Schöpfung Gottes keinen Schaden an.‘ [Abū Dāwūd, von al-Marur ibn Suwayd. Imām Ǧamāl ad-Dīn az-Zaylaʾi erklärte es als eine authentische Überlieferung (ṣaḥīḥ) in Nasb ar-Raya.]“10

Artgerechte Tierhaltung


Eine artgerechte und ethische Tierhaltung liegt im Interesse des Islams. Wenn Tiere aufgrund mangelhafter Umstände zu Schaden kommen, ist es besser, von dem betreffenden Schlachthaus kein Fleisch zu beziehen. Um die Art und Weise einer artgerechten Tierhaltung definieren zu können, muss hinterfragt werden, ob unzulässiger Schaden vorhanden ist, wie viel Raum beim Einsperren vorhanden ist, ob und wie oft die Tiere freigelassen werden. Und zu guter Letzt muss aus dieser Perspektive betrachtet werden, welche Umstände welche Auswirkungen verursachen.11
In zahlreichen Überlieferungen spricht der Gesandte Allahs (s) von der frohen Botschaft über diejenigen, die Tiere in schwierigen Zeiten zur Seite stehen. Solch ein Beispiel ist die folgende Überlieferung:

„Abū Huraira überliefert, dass der Gesandte Allahs (s) sagte: ‚Eine Prostituierte wurde von Allah vergeben, weil sie beim Vorbeigehen einen hechelnden Hund nahe einem Brunnen sah, der wegen Durst dem Tode Nahe war, sie zog ihren Schuh aus, band ihn an ihre Kopfbedeckung und zog auf diese Weise Wasser aus dem Brunnen heraus für den Hund. So vergab Allāh ihr auf Grund dieser Tat.‘ [Buḫārī]“12

Schlachten unter Bedingungen


Es kann zusammenfassend gesagt werden, dass der Islam das Schlachten von Tieren und den Fleischverzehr erlaubt. Allerdings sollten Anstrengungen unternommen werden, Schmerz und Leiden so gering wie möglich zu halten. Der Gesandte Allahs (s) war in den erwähnten Überlieferungen eindeutig genug. Allerdings machen Untaten das Fleisch des geschlachteten Tieres nicht unerlaubt, dennoch wurden Taten, die unzulässige Schmerzen verursachen, von den islamischen Rechtsgelehrten als makrūh taḥrīman13 beurteilt.14
Auf folgende Punkte sollte Rücksicht genommen werden:

• Das Tier sollte vor dem Schlachten gut gefüttert sein.
• Das Tier sollte zum Schlachtplatz weder heftig gezogen, noch grausam transportiert, geschweige denn zu Boden geworfen werden.
• Das Tier sollte nicht mit einer Augenbinde versehen sein.
• Das Tier sollte nicht im Angesicht eines anderen Tieres geschlachtet werden.
• Das Blut sollte entfernt sein, wenn das nächste Tier gebracht wird.
• Das Messer sollte so scharf wie möglich sein, damit der Schnitt kurz und schmerzlos erfolgt.
• Das Messer sollte nicht vor dem Tier geschliffen/geschärft werden.
• Das Schlachten sollte so schnell und so professionell wie möglich geschehen.
• Das Schlachten sollte bis zum letzten Moment, wenn sich das Tier auf dem Boden befindet, aufgeschoben werden.
• Das Tier sollte vielmehr am Hals geschnitten werden, als am Nacken.
• Der Kopf sollte nicht vom Rest des Körpers getrennt werden.
• Das Tier sollte nicht betäubt werden.15


Betäubung


Die Betäubung geschieht bspw. durch einen Bolzenschuss, durch Elektrizität oder auch durch Gas. Es stellen sich aus islamischer Perspektive zwei Fragen:

1. Sind Betäubungsmethoden islamisch legitim?
2. Wäre das Fleisch zum Verzehr erlaubt, nachdem das Tier betäubt und daraufhin nach islamischen Regelungen geschlachtet wurde?

Die Antwort auf die erste Frage ist abhängig davon, ob die Betäubungsmethoden den Schmerz beim Schlachten tatsächlich verringern oder noch mehr unnötiges Leiden verursachen.
Einige Methoden sind sehr schmerzhaft und dementsprechend im Islam verboten. Bei anderen Methoden wiederrum wird behauptet, dass die Betäubung den Schmerz beim Schlachten lindert, allerdings kann man dies nicht garantieren. Sicher ist, dass ein Bolzenschuss oder eine elektrische Betäubung Schmerzen verursacht. Wenn jedoch bewiesen ist, dass die Betäubung den Schmerz minimiert und nicht zum Tod führt, so wäre es aus der islamischen Perspektive erlaubt, die Betäubung auszuführen und das Fleisch zu essen. Trifft das Gegenteil zu, so ist es verboten. Würde die Betäubung zum Tode führen, so wäre der Verzehr des Fleisches nicht erlaubt. Denn einer der Vorbedingungen beim rituellen Schlachten im Islam ist, dass das Tier lebendig ist. Ist man vom Gesetz aus gezwungen, zu betäuben, muss man danach feststellen, ob das Tier noch am Leben ist oder nicht. Wenn es noch am Leben ist, wäre das Schlachten erlaubt.16
Aus islamischer Perspektive ist das Schächten die humanste und barmherzigste Schlachtmethode und ein Segen für Mensch und Tier. Dr. Aisha El-Awady zieht hierzu eine Studie von der Hochschule Hannover aus dem Jahre 1978 heran. Die Studie trägt den Titel „Versuche zur Objektivierung von Schmerz und Bewußtsein bei der konventionellen (Bolzenschußbetäubung) sowie religionsgesetzlichen („Schächtschnitt“) Schlachtung von Schaf und Kalb.“ Die EEG-Messungen der Untersuchung zeigten in den ersten drei Sekunden nach dem Schächtschnitt unveränderte Hirnströme, die darauf hinweisen, dass das Tier keine Schmerzen empfand. In den darauffolgenden drei Sekunden wurde ein tiefer Schlaf (Ohnmacht) verzeichnet, aufgrund des Ausblutens. Somit wurden innerhalb der ersten sechs Sekunden keinerlei Gehirnsignale verzeichnet, dies weist daraufhin, dass keinerlei Schmerz empfunden wurde. Bei der Bolzenschussbetäubung hingegen waren die Tiere nach der Betäubung bewusstlos. Nach der Betäubung zeigte das EEG deutliche Schmerzen auf.17

Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass das Konsumieren von Fleisch ein Luxus und nichts Lebensnotwendiges ist. Ebenso sollten jedem die gesundheitlichen Schäden von exzessiven Fleischkonsums bewusst sein. Denn es ist bekannt, dass der Gesandte Allāhs (s) und seine Gefährten (ra) selten bis wenig Fleisch aßen18, Šaiḫ Hamza Yusuf beschrieb den Gesandten Allāhs (s) und die früheren Muslime als Semi-Vegetarier.19

Folgende Überlieferung kann als Zusammenfassung gelten:

„Der Gesandte Allahs (s) sagte: ‚Wahrlich Allah hat in allen Dingen die beste Art und Weise vorgeschrieben. Das bedeutet, wenn ihr ein Tier tötet, so tötet recht und wenn ihr schlachtet, so schlachtet recht. Jeder von euch soll das Messer schärfen und dem Tier, das er schlachtet, Schmerzen ersparen.‘ “20

Und Allah weiß es am besten.

Ähnlich wie Menschen besitzen Tiere eine Seele und haben fünf Sinne, somit können sie Schmerz und Genuss empfinden.


Quellen:
1 – vgl. http://www.inter-islam.org/Actions/Qurbani.html
2 – vgl. http://seekershub.org/ans-blog/2009/12/09/being-a-vegetarian/
3 – vgl. ebd.
4 – vgl. http://seekershub.org/ans-blog/2013/03/12/what-is-the-spiritual-significance-of-our-method-of-slaughtering/
5 – vgl. http://seekershub.org/ans-blog/2012/01/03/mercy-killing-of-animals-to-end-their-suffering/
6 – vgl. ebd.
7 – vgl. ebd.
8 – vgl. http://www.daruliftaa.com/node/5285
9 – vgl. http://seekershub.org/ans-blog/2009/08/22/is-it-permissible-to-kill-insects-and-harmful-animals/
10 – vgl. ebd.
11 – vgl. http://seekershub.org/ans-blog/2013/03/09/is-unethical-food-permissible-to-eat/
12 – http://seekershub.org/ans-blog/2012/07/06/the-reward-for-feeding-animals/
13 – makrūh taḥrīman: Etwas, das durch einen interpretationsmöglichen Textbeleg, welcher Freiraum für Interpretation ermöglicht, nachdrücklich befohlen wurde zu Unterlassen. Das Handeln entgegen des Gebotes ist eine Sünde, den Befehl zu leugnen ist kein Unglaube, lediglich Irreleitung. Quelle: vgl. Rabbani, Faraz: The Absolute Essentials of Islam. London, White Thread Press. S. 19.
14 – http://www.daruliftaa.com/node/5285
15 – vgl. ebd.
16 – http://islamqa.org/hanafi/daruliftaa/7920
17 – vgl. Usmani, Muhammed Taqi: The Islamic Laws of Animal Slaughter. London, White Thread Press. S. 129-133.
18 – vgl. http://seekershub.org/ans-blog/2010/08/20/eating-the-meat-of-the-people-of-the-book/
19 – vgl. http://muslimmatters.org/2014/03/28/fair-trade-commerce-for-a-better-future-shaykh-hamza-yusuf/2/
20- vgl. http://www.daruliftaa.com/node/5285

Freitag, 12. Februar 2016

Erderwärmung und Verschwendung (isrāf)

Salam liebe Geschwister,
wir von Hima werden nach und nach "grüne" Fatwas und Vorträge im Rahmen der Hima-Akademie übersetzten, transkribieren oder sonst wie für euch verfügbar machen.
Hier ist die erste Fatwa übersetzt aus dem Englischen von der Website seekershub.org.

Möge euch dieses Wissen weiterhelfen. 

Wa salaam,
euer Hima-Team

Erderwärmung und Verschwendung (isrāf)
25. Juli, 2011
Beantwortet von Shaykh Faraz A. Khan

Frage: Die Erderwärmung ist sehr beunruhigend. Ich glaube, dass ich durch meinen alltäglichen Energieverbrauch, beispielsweise wenn ich das Licht einschalte, Auto fahre, Elektrizität nutze usw. mehr zum Problem beitrage. Was sagt die šarīʿa über den alltäglichen Energieverbrauch?

Antwort: wa-ʿalaikum us-salām wa-raḥmatu llāhi

Ich bete, dass dies dich in bester Gesundheit und Glauben erreicht.

Deine Bedenken sind berechtigt und lobenswert. Gewiss, die Erderwärmung stellt eine ernste Bedrohung für Menschheit und alle Geschöpfe dar und muss von den Gesellschaften in Angriff genommen werden, deren Konsum am meisten zum Problem beiträgt.

Nichtsdestotrotz, liegt im Gebrauch von Elektrizität oder im Auto fahren nichts Falsches, solange du diese Wohltaten für das Vollbringen von Notwendigkeiten und Pflichten nutzt und in deiner Verwendung nicht verschwenderisch oder extravagant bist. Obwohl es sunna ist Maßnahmen zu ergreifen um sich mit jeder Bedrohung und Katastrophe auseinanderzusetzen, müssen wir im Gedächtnis behalten, dass alles in Allāh's Macht liegt. Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Sorgen um den Planeten uns so sehr stressen und ängstigen, dass wir nicht mehr normal tätig sein können. Vielmehr, sollten wir unser Bestes geben den Schaden so gering wie möglich zu halten und daraufhin das Anliegen Allāh und seiner unendlichen Weisheit anvertrauen.

Die Bedrohung

Als Individuen die danach streben die sunna der Propheten und Gesandten (Frieden und Segen auf all ihnen) in unsere Leben zu verwirklichen, tragen wir auf unseren Schultern die große Verantwortung, unser Bewusstsein über die Erderwärmung zu erweitern und unsere Gesellschaften dabei zu ermutigen Maßnahmen zu ergreifen um dies zu stoppen.

Die Schäden der Erderwärmung sind schwerwiegend und zahlreich, beispielsweise: Überschwemmung und andere Naturkatastrophen aufgrund des ansteigenden Meeresspiegels; Hohe Temperaturen verursachen Unterversorgung in der Bewässerung, generelle Wasserknappheit und lassen das Krankheitsrisiko ansteigen; folgenschwere Auswirkungen in der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion verursachen Hungersnot. All das was zu einer großen Wirtschaftskrise, in einen Ressourcenkrieg resultieren und in Armut führen kann.

Die von der šarīʿa vorgelegten Kriterien über den Umgang mit solch einem Problem ist die Vermeidung von Verschwendung, welche eine große Last und eine spirituelle Massenerkrankung der modernen Konsumgesellschaft ist.

Verschwendung

Verschwendung (isrāf) bedeutet Wohlstand zu vergeuden und für das auszugeben was keinen wirklichen Nutzen bringt, weder religiös noch weltlich, von dem was erlaubt ist. Verschwendung ist eine Krankheit des Herzens, eine widerwärtige Eigenschaft und verboten.

 Die Aussage Allāh's, der Erhabene und Glorreiche, sollte zu Genüge sein: "Und handle nicht ganz verschwenderisch. Gewiß, die Verschwender sind die Brüder der Satane (...)" - (17: 26 – 7), so wie "(...) eßt und trinkt, aber seid nicht maßlos! - Er (Allah) liebt nicht die Maßlosen." - (7: 31).

Gelehrte merken an, dass Verschwendung sowohl unscheinbar als auch auffällig sein kann, wie bspw. den Wasserhahn laufen zu lassen ohne davon Gebrauch zu machen oder Lebensmittel nicht zu essen, sodass sie verderben; es kann auch subtiler sein, wie z.B noch weiter zu essen, obwohl man schon satt ist. Unser Geliebter Prophet (ṣallā ʾllāhu ʿalayhi wa-sallam) leckte sich nach dem Essen sogar seine gesegneten Finger ab, um nicht ein bisschen vom Essen zu verschwenden.

Hinsichtlich dem Essen von Spezialitäten und dem Tragen von schöner Kleidung, wird es nicht als Verschwendung betrachtet solange es vom Erlaubten ist und weder Arroganz noch Stolz beabsichtigt wird. Zu guter Letzt ist alles was für eine ungehorsame oder sündhafte Handlung ausgegeben wird, eine Art von Verschwendung.

Die Ursachen

Gelehrte erwähnen, dass die Ursachen der Verschwendung vorwiegend die folgenden sind:

a) Dummheit, was meistens der Fall ist; Dies verursacht Übertreibung, ganz besonders im Falle von schlechter Gesellschaft oder wenn jemand ohne große Anstrengung viel Vermögen besitzt, was meistens bei Kindern von wohlhabenden Eltern der Fall ist.

b) Ignoranz hinsichtlich der Bedeutung von Verschwendung, sodass jemand einfach nicht weiß was es bedeutet verschwenderisch zu sein;

c) Prahlerei und Angeberei, denn man könnte extravagant sein, um von den Leuten gelobt zu werden.

d) Faulheit und Trägheit, wodurch die Person unaufmerksam darüber ist, das Vermögen für Gutes zu nutzen;

e) Mangel an Selbstbewusstsein, bedeutet, aus Schüchternheit in Anwesenheit von Anderen verschwenderisch zu sein;

f) Schwäche im Glauben, derart dass jemand verschwenderisch ist, jedoch sich einfach nicht darum kümmert, obwohl er sich dem Verbot bewusst ist.

Es ist Tatsächlich sehr schwierig extravagante Menschen zu behandeln, da nur wenige aufgeschlossen gegenüber Behandlungen sind. Vorzugsweise geschieht die Behandlung durch das Entwurzeln der Ursachen und das Ersetzen von schlechten Personenkreisen mit dem Beisammensein von Rechtschaffenen und Intelligenten.

Der Segen von Wohlstand

Der Hauptgrund weshalb Verschwendung als tadelnswert betrachtet wird, ist der, dass Wohlstand ein großartiger Segen von Allāh dem Erhabenen ist und es auch eine Möglichkeit darstellt, Samen für das nächste Leben zu pflanzen.

Mit Wohlstand ist man genährt, bekleidet, behaust und vor der Ungnade des Bettelns bewahrt. Weiterhin kann man bis zu dem Rang der Wohltätigen aufsteigen. Ebenso sind die Bedürfnisse und Schulden der Mittellosen gedeckt. Desweiteren kann man die Pilgerfahrt vollziehen und die Verwandtschaftsbande aufrecht halten. Wohlstand ist die Möglichkeit Menschen, durch das Errichten von Moscheen, Schulen, Krankenhäuser und solcherlei, zu nutzen. Denn der Beste unter den Menschen ist derjenige, der den Menschen nützt.

Sobald einem bewusst ist, das Wohlstand eine außerordentliche Gnade ist, führt Verschwendung dazu, Allāhs Segen herabzusetzen, zu leugnen, zu erniedrigen und ihr mit Undankbarkeit zu begegnen. Dies führt zu Zorn, Abscheu, Schuld und Strafe vom Versorger aus.

Sogleich er den Segen der Person wegnimmt, weil er den Wert nicht erkennt und seine Schuld nicht begleicht. So führt Dankbarkeit und der Schutz der Wohltat vor den Ebengenanten, zum Fortbestand der Wohltat und ihrer Zunahme bei der Person. Sowie Allah der Erhabene sagt, "Wenn ihr dankbar seid, werde Ich euch ganz gewiß noch mehr (Gunst) erweisen." (14:7)

[Quelle: Nahlawi, Al-Durar al-Mubaha fil Hazar wal Ibaha; Khadimi/Birgivi, Bariqa Mahmudiyya Sharh Tariqa Muhammadiyya]

Demzufolge kann Erderwärmung aufgrund unseres Mangels an Dankbarkeit und unserem extrem extravaganten Konsums der wertvollen Erdressourcen, sehr wohl eine Strafe von Allāh sein. Die Lösung für beide Individuen und für die Gesamtgesellschaft, ist die Rückkehr zu ausgeglichenen Lebensstilen und zu gemeinschaftlichen Bemühungen, die Ressourcen mit Hilfsbedürftigen zu teilen, im Geiste der aufrichtigen Dankbarkeit für diesen gesegneten Planeten und ihrer Ressourcen.

Und Allah weiß es am besten.

wa s-salām Faraz

Geprüft und Bestätigt von Faraz Rabbani

(auf englischen Originaltext bezogen)
Quelle: http://seekershub.org/ans-blog/2011/07/25/global-warming-and-wastefulness/

Danke für die Übersetzung an Samed G.